Erziehungsberatung: Themen

 

 

1. Wie reagieren Kinder bei Scheidung?

2. Was bewirkt zu viel TV- & PC-Konsum?

3. Woher kommen Aggressionen?

4. Was sind die Anzeichen von ADHS?

5. Wie funktioniert Lernen?

6. Wie entsteht Schulfrust?

 

 

 

1. Wie reagieren Kinder bei Scheidung?

 

Die Trennung bzw. Scheidung der Eltern bringt das Leben jedes Kindes ernsthaft durcheinander. Auch Kinder, die scheinbar gelassen mit dieser neuen Situation umgehen, haben Schwierigkeiten. Sie spüren, dass die Eltern mit der neuen Situation selbst unsicher sind und durch Schuldgefühle den Wunsch haben, dass es ihnen – den Kindern – nicht so viel ausmachen möge. So verdrängen manche Kinder ihr Gefühlschaos. Doch damit wird es nicht überwunden ...

 

Angstgefühle nach einer Trennung bzw. Scheidung der Eltern sind normal:

 

- Angst, das wegziehende Elternteil nie mehr zu sehen

- Angst, auch das verbleibende Elternteil zu verlieren

- Angst, dass durch Streit auch die Liebe der Eltern zum Kind aufhört

 

Viele Kinder hegen zudem Schuldgefühle, weil sie meinen, dass sie selbst an der Trennung der Eltern Schuld seien. Sie fühlen sich oft auch entzwei gerissen, da ihnen mit dem weggehenden Elternteil ein Stück der eigenen Identität fehlt. Und oft genug kommt es nach der Trennung zudem noch zu einem Loyalitätskonflikt: Darf ich Mama und Papa weiter lieben? Und wie soll ich mit den neuen Partnern der Eltern umgehen?

 

Aggressionen, Wut oder Hass auf den Elternteil, der für schuldig gehalten wird, Weinerlichkeit, Wieder-Kleinkind-Sein, Trotzen und Einnässen können ebenso wie übersteigerte Angepasstheit sichtbare Folgen der Trennung der Eltern sein.

 

Nach der Trennung sind Eltern einer hohen Belastung ausgesetzt. Sie müssen ihr eigenes Leben neu organisieren und selbst die Trennung verarbeiten. Eigentlich bräuchten sie in dieser Zeit pflegeleichte Kinder. Aber meist ist dann genau das Gegenteil der Fall: Die Kinder brauchen nach der Trennung der Eltern noch mehr Liebe und Zuwendung als vorher. Ein Dilemma ... 

 

Die Kinder-/Seelsorge kann helfen, diese Krise auf gute Weise zu bewältigen. Und rechtzeitige Beratung bezüglich Beziehungswahl, Partnerschaft & Ehe kann mit Gottes Hilfe das Entstehen einer solchen Krise verhindern!

 

 

2. Was bewirkt zu viel TV- & PC-Konsum?

 

Fernseher und Computer-/Spiele halten immer früher in den Kinderzimmern Einzug. Manchmal, um Kinderwünsche zu erfüllen und oft auch, um eine Weile seine eigene Ruhe zu haben. Manchmal sicher mit dem Hintergedanken, dass Kinder heute den Umgang mit Medien nicht früh genug lernen können … Wie macht man es richtig?

 

Jede Lebensphase hat ihre eigenen Lerninhalte. Kinder müssen vor allem sich und ihre Lebensumwelt kennen lernen. Sie müssen viele praktische Erfahrungen sammeln und im Gehirn abspeichern, damit sie sich bald allein in ihrer Lebenswelt zurechtfinden können ...

 

Lernbereiche sind: Regeln und Strukturen in der Familie, Haushalt und Kochen, Reparieren und andere handwerkliche Tätigkeiten, allein und mit anderen spielen, Feste und Feiern, Jahreszeiten, Natur und Tiere, Kleidung, Körperpflege und Gesundheit, Kindergarten- und Schulalltag usw.

 

Da Lernen durch die Aufnahme von Reizen über das Tasten, Sehen, Hören, Riechen und Schmecken erfolgt, brauchen Kinder viele Anregungen hierfür.

 

Vor dem Fernseher und dem Computer kann ein Kind sicher viele Sachen lernen. Aber es lernt nicht aktiv. Es lernt nicht, eine echte Mohrrübe zu züchten, zu ernten, zu putzen, zu schneiden und allgemein zu kochen. Es lernt nicht, selbst zu denken, kreativ zu sein und durch die eigene Phantasie inspiriert zu spielen. Es geht nicht in die Natur, um die Bäume zu beobachten, Blätter und Kastanien zu sammeln. Es lernt meist alles Mögliche, aber nicht das, was zur Bewältigung des eigenen Lebens später wirklich nötig sein wird.

 

Kinder, die stark durch die weniger komplexe Bildschirmrealität von Fernseher und Computer geprägt werden, sind weniger gut auf das Leben vorbereitet als andere Kinder.

 

Motorik. Wie sollen sich Muskeln und Motorik entwickeln, wenn die Kinder hauptsächlich sitzen? Wie soll der Sportunterricht das so Versäumte nachholen? – Eine gut entwickelte Motorik ist die Voraussetzung für erfolgreiches Lernen in der Schule.

 

Soziale Kontakte. Wie sollen Kinder vor dem Fernseher und Computer richtige Freunde kennen lernen? Wie lernen sie, Kontakte zu knüpfen, Beziehungen aufzubauen und Freundschaften zu pflegen? Wie lernen sie dort, mit anderen Menschen umzugehen und konstruktiv Konflikte zu lösen?

 

Werte. Fernsehsendungen und Internetinhalte vermitteln Werte. Aber sind es die Werte, die Sie als Eltern ihren Kindern unbedingt mit ins Leben geben wollen? Wollen Sie wirklich, dass ihre Kinder so denken und leben, wie es diese Medien vermitteln und als gut suggerieren?

 

Kinder brauchen echte Erfahrungen in einer echten Welt! Sie brauchen Zuwendung, praktische Anleitung und Werte, die Gott als wirklich gut definiert hat! – Sie brauchen echtes Leben und nicht ein Leben in einer vorwiegend virtuellen Welt, in der alles möglich scheint. Das macht sie psychisch anfällig und im schlimmsten Fall krank.

 

 

3. Woher kommen Aggressionen?

 

Sprache und Verhalten lernen Kinder am Modell, d. h. sie hören und gucken es sich von Erwachsenen ab. Untersuchungen haben ergeben, dass sowohl verbal- als auch körperlich-aggressives Verhalten von Mädchen und Jungen aller Altersklassen schon nach nur einer Beobachtung gelernt wurde. Dagegen muss gutes Verhalten Kindern immer wieder vorgelebt werden, damit sie es dauerhaft übernehmen.

 

Modell zum Erlernen aggressiver Verhaltensweisen können alle Menschen sein, auch Akteure im Fernsehen, Internet oder Computerspiel. Laut einer Studie werden achtjährige Jungen, die besonders viel Fernsehen geschaut haben (und damit mehr Gewalttaten als andere Jungen in ihrem Alter gesehen haben), später häufiger als gemein und aggressiv eingeschätzt. Dieselben Jungen kommen als Volljährige mit einer höheren Wahrscheinlichkeit mit dem Gesetz in Konflikt oder werden als Erwachsene wegen Gewaltdelikten verurteilt.

 

Eine weitere Studie belegt, dass Kinder Medieninhalte direkt in ihr Leben übernehmen. In einem Versuch hatte man zwei Kindergruppen jeweils einen Film gezeigt. Der eine Film war mit, der andere ohne Gewalt. Im anschließenden Spiel verhielten sich die Kinder der Gruppe, die den Film mit Gewalt gesehen hatten, wesentlich aggressiver zueinander.

 

Durch das Ansehen von Gewalt kann man keine innere Wut abbauen. Stattdessen wird man gegenüber Gewalt desensibilisiert. Gewalt wird normal und schließlich auch als adäquates Mittel angesehen, Konflikte auszutragen …

 

Fazit: Wer viel Gewalt sieht, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst gewalttätig. Deswegen sollten wir Erwachsenen Vorbilder im guten Verhalten sein und darauf achten, welche Medieninhalte wir unseren Kindern anbieten.

 

Gibt es aber noch tiefere Ursachen für Aggressionen?

 

Ja! – Aggressionen entstehen vor allem, wenn wir uns von anderen ungeliebt, übersehen und unverstanden, ungerecht behandelt oder verletzt fühlen. Und all diese negativen Verhaltensweisen anderer uns gegenüber (und auch unsere aggressiven Reaktionen darauf) resultieren aus der Kluft, die zwischen Gott und uns ist, der Sünde! Wir brauchen Gottes Vergebung. Wir brauchen seine Liebe, damit wir selbst lieben und anderen vergeben können.

 

 

4. Was sind die Anzeichen von ADHS?

 

In Deutschland sind bis zu 6 % der Kinder von ADHS betroffen. Dabei gibt es ADHS in zwei unterschiedlichen Hauptausprägungen. Wirken die Kinder verträumt, vergesslich und trödelig, dann überwiegt die Aufmerksamkeitsstörung (auch ADS genannt). Fallen die Kinder eher durch andauernde körperliche Unruhe und erhöhte Impulsivität auf, dann spricht man von dem hyperaktiv-impulsiven Typ. Natürlich treten auch Mischformen auf.

 

Die Ursache von ADHS ist bislang nicht geklärt. Die Auswirkungen sind aber sowohl für das Kind als auch sein Umfeld spätestens mit Schuleintritt sehr spürbar. Häufig fällt es diesen Kindern durch ihr Verhalten schwerer, gute Freundschaften zu schließen. Auch im Unterricht fallen sie störend auf und gelten als Ärgernis: Sei es, weil ein Streit um eine Kleinigkeit eskaliert, oder das Kind durch Trödelei und Vergesslichkeit das Weiterkommen der ganzen Klasse blockiert.

 

Es fällt ihnen schwer, über eine längere Dauer dem Unterricht konzentriert zu folgen und den angebotenen Lernstoff aufzunehmen. Oft brauchen sie lange, um mit Aufgaben zu beginnen und zum Ende zu kommen. Oder aber sie können nicht abwarten, bis eine Frage bzw. Aufgabe fertig gestellt wurde. Immer wieder können sie auch ihre Gedankengänge nicht sortieren und klar ausdrücken.

 

Häufig sind diese Kinder von zusätzlichen Teilleistungsstörungen in Deutsch bzw. Mathe betroffen und zeigen nicht das Leistungsvermögen, das sie auf Grund ihrer Intelligenz haben könnten.

 

Hilfe muss medizinisch-therapeutisch und pädagogisch erfolgen. Im pädagogischen Bereich helfen diesen Kindern klare Regeln, sich wiederholende Tages- bzw. Arbeitsstrukturen und Vereinfachungen vieler alltäglicher Abläufe. Neben der automatisch an ihnen anfallenden Kritik, brauchen sie dringend extra viel Lob und Anerkennung (auch für kleinste Fortschritte). 

 

 

5. Wie funktioniert Lernen?

  

Sobald ein Kind geboren ist, beginnt es zu lernen. Zuerst lernt es, dass es etwas zu trinken/essen gibt, wenn es schreit. Dann lernt es, seine Finger und Hände zu gebrauchen, zu krabbeln und zu laufen. Es stammelt die ersten Wörter, bald Sätze und kann meistens irgendwann von allein richtig sprechen. So geht es (eigentlich) weiter …

 

Kinder können sprunghaft und schnell, aber auch langsam durch Üben lernen. Sie nehmen dafür aus ihrer Umwelt eine Auswahl an Reizen auf. Das Gehirn speichert und verarbeitet diese und der Hippocampus, das Zentrum fürs Lernen im Gehirn, nimmt schließlich alles Neugelernte auf.

 

Beim Lernen (auch beim Vergessen) verändert sich das Gehirn. Je mehr ein Mensch lernt, desto dicker werden die Verbindungsstellen seiner 10 Mrd. Nervenfasern im Gehirn und je dicker diese werden, desto schneller können Wissen, Fähig- und Fertigkeiten abgerufen werden. Beim Kind vergrößert sich dadurch der Hippocampus, was von außen durch den wachsenden Kinderkopf sichtbar wird.

 

Gelernt werden keine einzelnen Fakten, sondern Regeln und Muster. Diese können schon Babys und Kleinkinder aus der Vielzahl von Reizen herausfiltern. So lernen sie z. Bsp. ohne einen Sprachlehrer, der ihnen Wörter, Grammatik und Satzbau beibringen könnte, richtig sprechen. Sie brauchen nur genügend sprechende Menschen, von denen sie sich alles richtig ablauschen können.

 

Das funktioniert, weil unser Gehirn so gebaut ist, dass es von allein zuerst nur das Einfache, davon die Regeln und erst danach die Ausnahmen lernt. Z. Bsp. lernt ein Kind (in unserer Kultur) zuerst den Hund und erst später die Hyäne kennen. Über den Hund lernt es wiederum zuerst, dass dieser eine Schnauze, vier Beine und einen Schwanz hat. Dass es auch Dackel und Schäferhunde gibt, lernt es später.

 

Wenn ein Kind in die Schule kommt, würde es – wenn es nach dem Kind und der Neurobiologie seines Gehirns ginge – auf diese Weise weiter lernen. Es könnte sich weiterhin in einer komplexen Welt erfahren und von einem Lehrer begleitet selbständig alles Nötige lernen:

Es würde sich alle Buchstaben einer Anlauttabelle von allein aneignen, weil es schreiben möchte und Bücher lesen, die seiner Sprachentwicklung und seinen Interessen entsprächen. Es würde mit Rechenmaterial Mengen und den Zusammenhang zwischen 5 und 15 entdecken und mit so großen Zahlen rechnen, wie es das schafft. Es würde in Mathe eine Tabelle mit Werten eines Forschungsprojektes aus Sachkunde erarbeiten und die Ergebnisse in einem Vortrag in Deutsch vorstellen.

 

Lernen in komplexen Zusammenhängen kommt den Kindern und ihren natürlichen Lernvoraussetzungen mehr entgegen als die Vermittlung von uns Erwachsenen analytisch zergliederten Wissen. – D. h. es wäre gut, wenn wir die Art und Weise des Lernens der Kinder ernster nehmen und ihnen mehr Möglichkeiten zum entdeckenden Lernen bieten würden als ihnen im Unterricht vorschnell das Richtige vermitteln zu wollen. Wenn wir den Prozess des Lernens mit all seinen Fehlern wichtiger nehmen würden, ohne sie gleich in unsere Denkmuster pressen zu wollen. Aber das erfordert von uns Erwachsenen Verständnis und Geduld (im Gegensatz zu einer Mentalität, die nur Häkchen macht und Fehler zählt)!

 

 

6. Wie entsteht Schulfrust?

 

Schulfrust kann auf unterschiedliche Weise entstehen:

 

* Kinder, die Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben und Rechnen haben, werden schnell demotiviert. Sie bemerken, dass andere alles besser und schneller können. Sie sind immer diejenigen, die im Stoff hinterherhinken und dafür schlechte Zensuren bekommen. Auch ein Sachverhalt, der von ihnen (vielleicht zwar später und mit Mühe) gelernt wurde, wird nicht mit einer Eins oder Zwei belohnt, da dieser schon vor einem halben Jahr in einer Arbeit abgefragt wurde. Auch eine deutliche Steigerung der allgemeinen Leistung wird nicht mit einer Zwei honoriert, weil diese trotz Steigerung (laut Bewertungstabelle) hierfür nicht ausreicht.

 

Zensuren sind für Erwachsene wichtig, um Kinder und deren Leistungen vergleichen zu können. Das Gegenargument, Kinder würden selbst Zensuren wollen, stimmt nur bedingt. Denn was wollen Kinder? – Zweien! Einsen! – Und warum? – Weil sie sich Lob und Anerkennung wünschen!

 

Schlechte Zensuren trotz Leistungssteigerung und Nichtanerkennung von neu Gelerntem wirken nicht motivierend, sondern demotivieren die Kinder. Schon eine Drei kann einem Kind vermitteln: "Ich bin nicht gut genug!" – Eine Vier: "Ich kann das nicht!" – Und eine wiederholte Fünf: "Ich tauge zu nichts!"

 

Durch Zensuren lernen Kinder, die von Natur her neugierig und motiviert sind, aber nicht das Leistungsvermögen wie andere Kinder haben, dass Lernen kein Spaß macht und Schule doof ist. – Warum loben wir die Kinder nicht? Warum reicht uns nicht zum Wohle der Kinder eine mündliche Bewertung? Warum können wir uns keine differenzierte Bewertung ausdenken, die nicht nur Punkte zählt, sondern auch berücksichtigt, wie viel Mühe sich ein Kind gegeben hat?

 

* Kinder mit gutem Leistungsvermögen bewältigen die Anforderungen der Schule meist gut. Durch langweiligen und nicht ansprechenden Unterricht können sie aber dennoch Schulfrust entwickeln: Hefte ausfüllen, Fakten pauken, Lehrer-Themen beackern usw.

 

Komplexer Unterricht, der die Grenzen der Fächer nicht nur an Projekttagen überwindet und den Kindern ein größeres Ziel vor die Augen stellt, könnte ihre Potentiale fördern und Schulfrust vorbeugen. Saint-Exupéry sagt: "Wenn du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Werkzeuge vorzubereiten und Aufgaben zu verteilen, sondern lehre sie zuerst die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer."

 

* Kinder mit Hoch-/Begabung leiden sehr oft durch Unterforderung unter Schulfrust. Eigentlich haben sie unglaubliche Potentiale, sollen aber nicht mehr als die anderen Kinder lesen und schreiben, schneller denken oder weiter rechnen können. Sie werden ständig gebremst.

 

Die Vermittlung von Wissen getrennt in Fächern, die bei normal begabten Kindern noch funktionieren mag, stellt für sie eine extreme Begrenzung ihres Leistungsvermögens dar. Sie brauchen dringend komplexe Herausforderungen und die Möglichkeit so schnell und viel, wie das für sie möglich und richtig ist, zu lernen. Sonst verlieren sie jede Lust an Schule.

 

Und das zeigt sich dann an schlechten Zensuren, die wiederum leider oft eher den Besuch der Mittelschule statt des Gymnasiums geeignet erscheinen lassen. Und dann dreht sich die Spirale noch weiter abwärts ...